Übersicht:
- Der Fall vor Gericht
- Gericht bestätigt strittige Klausel in Änderungsvertrag: Arbeitsverhältnis einer Bereichsleiterin endet vorzeitig
- Vom Arbeitsvertrag zur Geschäftsführung: Der Ausgangspunkt des Konflikts
- Der Änderungsvertrag und die entscheidende Klausel § 9
- Verlängerung der Geschäftsführung und Streit über die Vertragsauslegung
- Die Entscheidung des Arbeitsgerichts Erfurt in erster Instanz
- Das Urteil des Thüringer Landesarbeitsgerichts: Klausel hält AGB-Kontrolle stand
- Revision nicht zugelassen: Endgültigkeit des Urteils?
- Bedeutung für Betroffene: Aufschiebende Bedingungen in Änderungsverträgen kritisch prüfen
- Die Schlüsselerkenntnisse
- Hinweise und Tipps
- Benötigen Sie Hilfe?
- Häufig gestellte Fragen (FAQ)
- Was bedeutet Klauselauslegung in einem Änderungsvertrag bezüglich meines Arbeitsverhältnisses?
- Welche Rolle spielen aufschiebende Bedingungen in Änderungsverträgen und wie wirken sie sich auf mein Arbeitsverhältnis aus?
- Kann ein Änderungsvertrag mein bestehendes Arbeitsverhältnis durch eine Klausel automatisch beenden?
- Was passiert, wenn eine Klausel im Änderungsvertrag unklar oder mehrdeutig formuliert ist?
- Welche Rechte habe ich, wenn ich mit der Auslegung einer Klausel in meinem Änderungsvertrag nicht einverstanden bin?
- Glossar
- Wichtige Rechtsgrundlagen
- Das vorliegende Urteil
Urteil Az.: 4 Sa 183/23 | Schlüsselerkenntnis | FAQ | Glossar | Kontakt
Zum vorliegendenDas Wichtigste in Kürze
- Gericht: Thüringer Landesarbeitsgericht
- Datum: 28.08.2024
- Aktenzeichen: 4 Sa 183/23
- Verfahrensart: Berufungsverfahren
- Rechtsbereiche: Arbeitsrecht
- Beteiligte Parteien:
- Die Klägerin, war beim Beklagten als Leiterin tätig. Sie streitet über den Bestand ihres Arbeitsverhältnisses und hilfsweise über einen Anspruch auf Annahme eines Wiedereinstellungsangebotes.
- Der Beklagte, ist Mehrheitsgesellschafter der „A… GmbH“. Er war Arbeitgeber der Klägerin.
- Um was ging es?
- Sachverhalt: Die Klägerin war seit 2001 beim Beklagten beschäftigt, zuletzt als Leiterin verschiedener Abteilungen. Es entstand ein Streit über den Fortbestand des Arbeitsverhältnisses.
- Kern des Rechtsstreits: Es geht um die Frage, ob das Arbeitsverhältnis der Klägerin mit dem Beklagten fortbesteht und ob die Klägerin einen Anspruch auf Annahme ihres Wiedereinstellungsangebotes hat.
- Was wurde entschieden?
- Entscheidung: Die Berufung der Klägerin gegen das Urteil des Arbeitsgerichts Erfurt wird auf ihre Kosten zurückgewiesen. Die Revision wird nicht zugelassen.
- Folgen: Die Klägerin trägt die Kosten des Berufungsverfahrens. Das Urteil des Arbeitsgerichts Erfurt bleibt bestehen. Die Klägerin hat keinen Anspruch auf Fortbestand des Arbeitsverhältnisses oder Annahme ihres Wiedereinstellungsangebotes.
Der Fall vor Gericht
Gericht bestätigt strittige Klausel in Änderungsvertrag: Arbeitsverhältnis einer Bereichsleiterin endet vorzeitig

Das Thüringer Landesarbeitsgericht (LAG) hat in einem aktuellen Urteil (Az.: 4 Sa 183/23) eine Entscheidung des Arbeitsgerichts Erfurt bestätigt und die Klage einer Angestellten abgewiesen. Im Kern des Rechtsstreits stand die Auslegung einer Klausel in einem Änderungsvertrag, die das Arbeitsverhältnis der Klägerin an eine Aufschiebende Bedingung knüpfte. Das Gericht musste beurteilen, ob diese Klausel rechtens ist und ob das Arbeitsverhältnis der Klägerin tatsächlich aufgrund dieser Bedingung beendet wurde.
Vom Arbeitsvertrag zur Geschäftsführung: Der Ausgangspunkt des Konflikts
Die Klägerin war seit November 2001 bei dem beklagten Unternehmen als Bereichsleiterin tätig. Ihr ursprünglicher Arbeitsvertrag enthielt eine eher allgemeine Klausel zu zusätzlichen Vereinbarungen. Im Jahr 2018 bot sich für die Klägerin die Möglichkeit, die Geschäftsführung bei der „A… GmbH“ zu übernehmen, deren Mehrheitsgesellschafter der Beklagte ist. Diese neue Position führte zu einer Veränderung ihres bisherigen Arbeitsverhältnisses.
Der Änderungsvertrag und die entscheidende Klausel § 9
Um den Wechsel der Klägerin zur Geschäftsführung der A… GmbH vertraglich zu regeln, wurde ein sogenannter „Änderungsvertrag“ zum bestehenden Arbeitsvertrag aufgesetzt. Dieser Änderungsvertrag enthielt in § 9 eine entscheidende Klausel, die nun Gegenstand des Rechtsstreits wurde. Diese Klausel sah vor, dass das ursprüngliche Arbeitsverhältnis während der Geschäftsführertätigkeit ruhen sollte.
Zentral für den Fall war § 9 Ziffer 3 des Änderungsvertrages. Diese bestimmte, dass das Arbeitsverhältnis mit dem ursprünglichen Arbeitgeber unter einer aufschiebenden Bedingung aufgehoben werden sollte. Die Bedingung war, dass am 16. Januar 2020 ein Geschäftsführer-Dienstverhältnis zwischen der Klägerin und der A… GmbH bestehen müsse. Trat diese Bedingung ein, sollte das Arbeitsverhältnis zum 16. Januar 2020 automatisch enden.
Verlängerung der Geschäftsführung und Streit über die Vertragsauslegung
Tatsächlich wurde die Geschäftsführertätigkeit der Klägerin bei der A… GmbH über den 15. Januar 2020 hinaus verlängert. Ein neuer Vertrag mit der A… GmbH wurde geschlossen, der die Geschäftsführung auf unbestimmte Zeit festlegte. Dennoch sah der Beklagte das ursprüngliche Arbeitsverhältnis aufgrund der Klausel im Änderungsvertrag als beendet an. Die Klägerin hingegen war der Auffassung, dass die Klausel im Änderungsvertrag unwirksam sei und ihr Arbeitsverhältnis fortbestehe.
Die Entscheidung des Arbeitsgerichts Erfurt in erster Instanz
Das Arbeitsgericht Erfurt wies die Klage der Angestellten in erster Instanz ab. Es schien der Argumentation des Beklagten zu folgen und die Klausel im Änderungsvertrag als wirksam anzusehen. Die Klägerin legte gegen diese Entscheidung Berufung beim Thüringer Landesarbeitsgericht ein, um die erstinstanzliche Entscheidung überprüfen zu lassen.
Das Urteil des Thüringer Landesarbeitsgerichts: Klausel hält AGB-Kontrolle stand
Das Thüringer Landesarbeitsgericht bestätigte nun das Urteil des Arbeitsgerichts Erfurt und wies die Berufung der Klägerin zurück. Das Gericht kam offenbar zu dem Schluss, dass die streitige Klausel im Änderungsvertrag wirksam ist. Damit folgte das LAG der Auslegung des Arbeitsgerichts und bestätigte die Beendigung des Arbeitsverhältnisses.
Ob das Landesarbeitsgericht die Klausel als eine zulässige Auflösende Bedingung oder als eine andere Form der Beendigung des Arbeitsverhältnisses interpretierte, geht aus dem vorliegenden Zusammenfassung des Urteils nicht eindeutig hervor. Das Gericht scheint jedoch die Wirksamkeit der Klausel im Änderungsvertrag bestätigt zu haben, womit die automatische Beendigung des ursprünglichen Arbeitsverhältnisses rechtens war.
Revision nicht zugelassen: Endgültigkeit des Urteils?
Das Thüringer Landesarbeitsgericht hat die Revision gegen sein Urteil nicht zugelassen. Dies bedeutet, dass die Klägerin in der Regel keine Möglichkeit hat, das Urteil vor dem Bundesarbeitsgericht anzufechten. Das Urteil des Landesarbeitsgerichts dürfte damit rechtskräftig sein, es sei denn, es gäbe außerordentliche Rechtsbehelfe oder die Möglichkeit einer Nichtzulassungsbeschwerde beim Bundesarbeitsgericht.
Bedeutung für Betroffene: Aufschiebende Bedingungen in Änderungsverträgen kritisch prüfen
Das Urteil des Thüringer Landesarbeitsgerichts verdeutlicht die Bedeutung von Klauseln in Änderungsverträgen, die Arbeitsverhältnisse an Bedingungen knüpfen. Arbeitnehmer*innen sollten solche Klauseln äußerst kritisch prüfen, insbesondere wenn sie eine automatische Beendigung des Arbeitsverhältnisses vorsehen. Der vorliegende Fall zeigt, dass Gerichte unter Umständen solche Bedingungen als wirksam ansehen können.
*Für Arbeitnehmerinnen bedeutet dies konkret:**
- Änderungsverträge genau lesen: Jede Klausel, insbesondere solche zur Beendigung des Arbeitsverhältnisses, sollte sorgfältig geprüft werden.
- Juristischen Rat einholen: Bei Unklarheiten oder Bedenken sollte unbedingt Rechtsrat bei einem Fachanwalt für Arbeitsrecht eingeholt werden.
- Alternative Formulierungen prüfen: Gegebenenfalls sollte mit dem Arbeitgeber über alternative Formulierungen verhandelt werden, die Arbeitnehmer*innen besser schützen.
- Bewusstsein für AGB-Kontrolle: Auch wenn es sich um einen Änderungsvertrag handelt, können bestimmte Klauseln der AGB-Kontrolle unterliegen. Unangemessene Benachteiligungen des Arbeitnehmers könnten zur Unwirksamkeit der Klausel führen.
Das Urteil des Thüringer Landesarbeitsgerichts zeigt, dass die Auslegung von Vertragsklauseln im Arbeitsrecht komplex sein kann. Es unterstreicht die Notwendigkeit für Arbeitnehmer*innen, ihre Rechte und Pflichten genau zu kennen und sich bei Zweifeln rechtlich beraten zu lassen, um ungewollte oder nachteilige Konsequenzen zu vermeiden. Die automatische Beendigung des Arbeitsverhältnisses durch eine Bedingung im Änderungsvertrag ist ein sensibles Thema, das im Einzelfall genau geprüft werden muss.
Die Schlüsselerkenntnisse
Das Urteil verdeutlicht, dass ein Ruhender Arbeitsvertrag mit auflösender Bedingung bei Eintritt dieser Bedingung tatsächlich enden kann, auch wenn keine separate Kündigung erfolgt. Entscheidend ist die klare vertragliche Vereinbarung zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber – im vorliegenden Fall wurde festgelegt, dass das ursprüngliche Arbeitsverhältnis aufgehoben wird, wenn der befristete Geschäftsführervertrag mit der Tochtergesellschaft über ein bestimmtes Datum hinaus besteht. Die Quintessenz liegt darin, dass Arbeitnehmer beim Abschluss solcher Vereinbarungen besondere Vorsicht walten lassen sollten, da sie unter Umständen ihr ursprüngliches Arbeitsverhältnis vollständig verlieren können.
Hinweise und Tipps
Praxistipps für Arbeitnehmer bei Beförderungen zum Thema Arbeitsvertragsklauseln
Dieser Fall zeigt, wie wichtig es ist, Arbeitsverträge, insbesondere bei Beförderungen, genau zu prüfen. Klauseln, die auf den ersten Blick vorteilhaft erscheinen, können unerwartete Risiken bergen und im schlimmsten Fall zum Verlust des Arbeitsplatzes führen.
⚖️ DISCLAIMER: Diese Praxistipps stellen keine Rechtsberatung dar und ersetzen nicht die individuelle juristische Beratung. Jeder Fall ist anders und kann besondere Umstände aufweisen, die einer speziellen Einschätzung bedürfen.
Tipp 1: Vertragsangebot genau prüfen
Bevor Sie eine Beförderung annehmen und den neuen Arbeitsvertrag unterschreiben, lesen Sie das Dokument sorgfältig durch. Achten Sie besonders auf Klauseln, die Ihre neue Position und die Bedingungen für den Verbleib in dieser Position regeln. Verstehen Sie alle Formulierungen, bevor Sie zustimmen.
Beispiel: Achten Sie auf Klauseln, die eine „Bewährungszeit“ in der neuen Position vorsehen oder an bestimmte Erfolgsziele knüpfen, deren Nichterreichen zur Beendigung des Arbeitsverhältnisses führen kann.
⚠️ ACHTUNG: Lassen Sie sich nicht unter Zeitdruck setzen. Eine sorgfältige Prüfung ist wichtiger als eine schnelle Zusage.
Tipp 2: Aufstiegsklauseln und Rückfalloptionen verstehen
Klären Sie, welche Konsequenzen es hat, wenn Sie in der neuen Position nicht erfolgreich sind oder die Erwartungen nicht erfüllen. Gibt es Klauseln, die eine Rückkehr in Ihre vorherige Position oder eine andere Position im Unternehmen vorsehen? Oder droht direkt die Beendigung des Arbeitsverhältnisses?
Tipp 3: Leistungsanforderungen und Erfolgsdefinitionen hinterfragen
Wenn der Vertrag an bestimmte Leistungsziele oder Erfolge in der neuen Position geknüpft ist, lassen Sie sich diese Ziele und deren Messbarkeit genau erläutern und schriftlich festhalten. Unklare oder unrealistische Ziele können später zum Problem werden.
⚠️ ACHTUNG: Vage Formulierungen wie „nicht Erfüllen der Erwartungen“ sind gefährlich. Fragen Sie nach konkreten Kriterien.
Tipp 4: Rechtlichen Rat einholen
Bei Unsicherheiten oder komplexen Vertragsklauseln, insbesondere im Zusammenhang mit einer Beförderung, scheuen Sie sich nicht, rechtlichen Rat bei einem Fachanwalt für Arbeitsrecht einzuholen. Eine frühzeitige Beratung kann spätere kostspielige Rechtsstreitigkeiten verhindern.
Weitere Fallstricke oder Besonderheiten?
Besonders riskant sind Klauseln, die eine automatische Beendigung des Arbeitsverhältnisses vorsehen, wenn bestimmte Bedingungen nicht erfüllt werden. Auch mündliche Zusagen oder Nebenabreden sollten unbedingt schriftlich im Vertrag festgehalten werden, um Beweisprobleme zu vermeiden.
✅ Checkliste: Beförderungsvertrag
- Vertragsangebot sorgfältig und in Ruhe lesen
- Klauseln zu Bewährungszeit, Leistungszielen und Rückfalloptionen verstehen
- Leistungsanforderungen und Erfolgsdefinitionen schriftlich fixieren und prüfen
- Bei Unklarheiten oder Bedenken rechtlichen Rat einholen
Benötigen Sie Hilfe?
Klare Perspektiven bei unklaren Vertragsklauseln
Die Auslegung von Bedingungen in Änderungsverträgen kann gravierende Folgen für das Arbeitsverhältnis haben und zu erheblichen Unsicherheiten führen. Insbesondere wenn vertraglich vereinbarte Auflösungsbedingungen greifen, es wichtig, den genauen Inhalt der Klausel deren rechtliche Wirksamkeit zu verstehen. Transparente Analysen und eine fundierte Darstellung der relevanten Zusammenhänge tragen dazu bei, Ihre Rechte präzise zu erfassen.
Wir unterstützen Sie dabei, die Komplexität solcher vertraglichen Regelungen zu durchleuchten. Mit einem systematischen Ansatz helfen wir Ihnen, relevante Faktoren zu identifizieren und die Konsequenzen Ihrer Situation sachlich zu bewerten. In einem persönlichen Austausch können offene Fragen geklärt und maßgeschneiderte Lösungsansätze erörtert werden.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Was bedeutet Klauselauslegung in einem Änderungsvertrag bezüglich meines Arbeitsverhältnisses?
Die Klauselauslegung in einem Änderungsvertrag ist der Prozess, bei dem Gerichte oder andere Instanzen den Wortlaut, den Kontext und den Willen der Parteien analysieren, um die Bedeutung einer bestimmten Klausel zu ermitteln. Dies ist besonders wichtig, wenn es um die Änderung eines Arbeitsvertrags geht, da die Auslegung der Klauseln entscheidend dafür ist, wie das Arbeitsverhältnis rechtlich geregelt wird.
Wichtige Aspekte der Klauselauslegung:
- Wortlaut: Gerichte schauen sich zunächst den genauen Text der Klausel an, um zu verstehen, was darin steht.
- Kontext: Sie betrachten den Kontext, in dem die Klausel verwendet wird, also den Rest des Vertrags und die Umstände, unter denen er geschlossen wurde.
- Willen der Parteien: Es wird versucht, den Willen der Parteien (Arbeitnehmer und Arbeitgeber) bei Vertragsschluss zu ermitteln.
Unklare Klauseln: Wenn eine Klausel unklar ist, wird sie oft zulasten des Verwenders ausgelegt. Das bedeutet, dass derjenige, der den Vertrag formuliert hat (meist der Arbeitgeber), die Nachteile einer unklaren Formulierung trägt. Dies soll den Arbeitnehmer schützen, der oft weniger Einfluss auf die Formulierung des Vertrags hat.
Praktische Bedeutung: Für Sie als Arbeitnehmer bedeutet dies, dass Sie sich auf die genaue Auslegung der Vertragsklauseln verlassen können, um sicherzustellen, dass Ihre Rechte im Arbeitsverhältnis geschützt sind. Wenn Sie unsicher sind, wie eine bestimmte Klausel zu interpretieren ist, kann es hilfreich sein, sich mit den genauen Formulierungen und dem Kontext auseinanderzusetzen.
Welche Rolle spielen aufschiebende Bedingungen in Änderungsverträgen und wie wirken sie sich auf mein Arbeitsverhältnis aus?
Aufschiebende Bedingungen sind eine Art von Bedingung, die den Beginn eines Vertrags oder einer Vertragsänderung von einem bestimmten Ereignis abhängig macht. In Arbeitsverträgen können sie verwendet werden, um den Beginn oder die Änderung eines Arbeitsverhältnisses an bestimmte Voraussetzungen zu knüpfen, wie z.B. das Bestehen eines Geschäftsführer-Dienstverhältnisses.
Funktionsweise von Aufschiebenden Bedingungen
- Eintritt der Bedingung: Der Vertrag oder die Vertragsänderung tritt erst in Kraft, wenn die Bedingung eingetreten ist. Bis dahin besteht keine vertragliche Bindung.
- Klarheit und Eindeutigkeit: Die Bedingung muss klar und eindeutig definiert sein, damit keine Verwirrung darüber besteht, ob sie eingetreten ist oder nicht.
Auswirkungen auf das Arbeitsverhältnis
- Sicherheit des Arbeitsplatzes: Aufschiebende Bedingungen können Unsicherheit für Arbeitnehmer schaffen, da das Arbeitsverhältnis erst mit Eintritt der Bedingung beginnt oder geändert wird.
- Risiken bei unklaren Bedingungen: Wenn die Bedingung nicht klar definiert ist, kann dies zu Streitigkeiten führen. Es ist wichtig, dass beide Parteien die Bedingungen und ihre Auswirkungen verstehen.
Beispiele und Praxis
Stellen Sie sich vor, ein Unternehmen möchte einen neuen Mitarbeiter einstellen, aber erst, wenn bestimmte behördliche Genehmigungen vorliegen. Der Arbeitsvertrag könnte unter der aufschiebenden Bedingung geschlossen werden, dass diese Genehmigungen erteilt werden. Erst dann tritt der Vertrag in Kraft.
In einem anderen Szenario könnte ein Änderungsvertrag vereinbart werden, der den Beginn einer neuen Position von der Bestätigung eines bestimmten Geschäftsführer-Dienstverhältnisses abhängig macht. Solange diese Bedingung nicht erfüllt ist, bleibt das Arbeitsverhältnis unverändert.
Wichtige Aspekte
- Rechtliche Voraussetzungen: Aufschiebende Bedingungen müssen den gesetzlichen Voraussetzungen entsprechen, wie z.B. dem Bestimmtheitsgebot und den Grundsätzen von Treu und Glauben.
- Kommunikation und Verständnis: Es ist entscheidend, dass beide Vertragsparteien die Bedingungen und ihre Auswirkungen klar verstehen, um Missverständnisse zu vermeiden.
Kann ein Änderungsvertrag mein bestehendes Arbeitsverhältnis durch eine Klausel automatisch beenden?
Ein Änderungsvertrag kann grundsätzlich nicht direkt dazu führen, dass ein Arbeitsverhältnis automatisch beendet wird. Allerdings kann ein Änderungsvertrag neue Bedingungen für das Arbeitsverhältnis festlegen, die von beiden Parteien akzeptiert werden müssen. Wenn ein Arbeitnehmer mit den geänderten Bedingungen nicht einverstanden ist, kann der Arbeitgeber eine Änderungskündigung aussprechen, die das Arbeitsverhältnis beenden und gleichzeitig ein Angebot zur Fortsetzung zu neuen Bedingungen enthält.
Auflösende Bedingungen, die das Arbeitsverhältnis automatisch beenden, sind in Arbeitsverträgen möglich, müssen jedoch klar formuliert und rechtlich zulässig sein. Sie dürfen nicht zur Umgehung des Kündigungsschutzes genutzt werden und benötigen einen sachlichen Grund, ähnlich wie bei einer Befristung. Ein Beispiel für eine zulässige auflösende Bedingung könnte das Erreichen einer bestimmten Altersgrenze oder das Eintrittsalter für die Regelaltersrente sein, sofern dies tarifvertraglich oder gesetzlich geregelt ist.
Für Sie bedeutet das, dass Sie sich über die genauen Bedingungen Ihres Arbeitsvertrags und etwaiger Änderungen im Klaren sein sollten. Wenn Sie unsicher sind, ob eine Klausel in Ihrem Vertrag rechtlich zulässig ist, sollten Sie sich über die rechtlichen Grundlagen informieren und gegebenenfalls die Unterstützung von Fachleuten in Anspruch nehmen.
Was passiert, wenn eine Klausel im Änderungsvertrag unklar oder mehrdeutig formuliert ist?
Wenn eine Klausel in einem Änderungsvertrag unklar oder mehrdeutig formuliert ist, kann dies zu Unsicherheiten und Streitigkeiten führen. In solchen Fällen wird die Klausel in der Regel zulasten desjenigen ausgelegt, der sie formuliert hat, oft also des Arbeitgebers. Dies bedeutet, dass der Arbeitgeber die Nachteile einer unklaren Formulierung tragen muss.
Ungerechtfertigte Benachteiligung des Arbeitnehmers kann dazu führen, dass die Klausel unwirksam ist. Nach § 305c Abs. 1 BGB werden Klauseln, die überraschend oder unklar sind, nicht Vertragsbestandteil. Zudem müssen Klauseln transparent und verständlich sein, um wirksam zu sein (§ 307 Abs. 1 Satz 2 BGB).
Für Arbeitnehmer ist es wichtig, solche Klauseln genau zu prüfen und gegebenenfalls rechtliche Beratung in Anspruch zu nehmen, um sicherzustellen, dass ihre Rechte geschützt sind.
Welche Rechte habe ich, wenn ich mit der Auslegung einer Klausel in meinem Änderungsvertrag nicht einverstanden bin?
Wenn Sie mit der Auslegung einer Klausel in Ihrem Änderungsvertrag nicht einverstanden sind, haben Sie mehrere Optionen, um Ihre Rechte durchzusetzen:
1. Gespräch mit dem Arbeitgeber:
- Direktes Gespräch: Versuchen Sie zunächst, das Problem direkt mit Ihrem Arbeitgeber zu klären. Oft können Missverständnisse durch offene Kommunikation bereinigt werden.
2. Einholung rechtlicher Informationen:
- Rechtliche Informationen einholen: Informieren Sie sich über die rechtlichen Grundlagen, die für Ihre Situation relevant sind. Dies kann Ihnen helfen, Ihre Position besser zu verstehen und Ihre Ansprüche zu formulieren.
3. Gerichtliche Überprüfung:
- Gerichtliche Klärung: Wenn das Problem nicht durch Gespräche gelöst werden kann, besteht die Möglichkeit, die Klausel gerichtlich überprüfen zu lassen. Gerichte interpretieren Verträge objektiv und berücksichtigen dabei den Wortlaut, den Kontext und die Umstände des Vertragsschlusses.
- Fristen beachten: Achten Sie darauf, dass bestimmte Fristen eingehalten werden müssen, insbesondere wenn Sie eine Kündigungsschutzklage in Betracht ziehen. In Deutschland muss eine solche Klage innerhalb von drei Wochen nach Erhalt der Kündigung eingereicht werden.
4. Verbot der geltungserhaltenden Reduktion:
- Unwirksame Klauseln: Wenn eine Klausel unwirksam ist, fällt sie in der Regel vollständig weg, und das Gesetz tritt an ihre Stelle. Dies schützt Arbeitnehmer davor, dass Arbeitgeber gesetzeswidrige Klauseln in Verträge aufnehmen.
Es ist wichtig, sich über die rechtlichen Rahmenbedingungen zu informieren und gegebenenfalls professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen, um sicherzustellen, dass Ihre Rechte gewahrt bleiben.
⚖️ DISCLAIMER: Bitte beachten Sie, dass die Beantwortung der FAQ Fragen keine individuelle Rechtsberatung ersetzen kann. Haben Sie konkrete Fragen oder Anliegen? Zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren – wir beraten Sie gerne.
Glossar
Juristische Fachbegriffe kurz erklärt
Aufschiebende Bedingung
Eine aufschiebende Bedingung ist ein Vertragselement, bei dem der Eintritt bestimmter Rechtsfolgen vom Eintreten eines zukünftigen, ungewissen Ereignisses abhängig gemacht wird. Die Vertragsfolgen treten erst ein, wenn die Bedingung erfüllt ist. Dies ist in § 158 Abs. 1 BGB geregelt. Im Arbeitsrecht können solche Bedingungen die Entstehung oder Beendigung eines Arbeitsverhältnisses an bestimmte Ereignisse knüpfen.
Beispiel: Ein Arbeitsvertrag enthält die Klausel, dass das Arbeitsverhältnis erst beginnt, wenn der Arbeitnehmer eine bestimmte Qualifikation nachweist oder eine behördliche Genehmigung erteilt wird.
Ruhender Arbeitsvertrag
Ein ruhender Arbeitsvertrag bezeichnet ein Arbeitsverhältnis, bei dem die Hauptpflichten (Arbeitsleistung und Vergütungszahlung) vorübergehend ausgesetzt sind, während der Vertrag selbst bestehen bleibt. Rechtlich bleiben dabei bestimmte Nebenpflichten wie Treue- und Fürsorgepflichten erhalten. Häufige Anwendungsfälle sind Elternzeit, Pflegezeit oder – wie im vorliegenden Fall – während der Übernahme einer anderen Position im Unternehmen.
Beispiel: Eine Arbeitnehmerin übernimmt befristet eine Geschäftsführerposition in einer Tochtergesellschaft, wobei ihr ursprünglicher Arbeitsvertrag während dieser Zeit ruht und bei Beendigung der Geschäftsführertätigkeit wieder aufleben soll.
Auflösende Bedingung
Eine auflösende Bedingung im Arbeitsrecht bewirkt, dass ein bestehendes Rechtsverhältnis automatisch endet, sobald ein bestimmtes, zukünftiges und ungewisses Ereignis eintritt. Die rechtliche Grundlage findet sich in § 158 Abs. 2 BGB. Im Unterschied zur Kündigung bedarf es keiner separaten Erklärung – das Arbeitsverhältnis endet mit Eintritt der Bedingung von selbst.
Beispiel: In einem Arbeitsvertrag wird vereinbart, dass das Arbeitsverhältnis automatisch endet, wenn der Arbeitnehmer eine erforderliche Lizenz verliert oder wenn ein bestimmtes Projekt abgeschlossen ist.
Berufungsverfahren
Das Berufungsverfahren ist ein Rechtsmittel, mit dem eine unterlegene Partei die Entscheidung eines erstinstanzlichen Gerichts (hier: Arbeitsgericht) durch ein höheres Gericht (hier: Landesarbeitsgericht) überprüfen lassen kann. Es ermöglicht eine zweite vollständige Überprüfung des Sachverhalts und der Rechtsanwendung. Die Berufung muss innerhalb bestimmter Fristen eingelegt werden und ist in den §§ 511-541 ZPO geregelt.
Beispiel: Die Klägerin legt gegen das für sie nachteilige Urteil des Arbeitsgerichts Erfurt Berufung ein, wodurch das Thüringer Landesarbeitsgericht den Fall erneut prüft und dann eine endgültige Entscheidung trifft.
Revision
Die Revision ist ein Rechtsmittel gegen Urteile der Berufungsgerichte und dient ausschließlich der Überprüfung auf Rechtsfehler, nicht zur erneuten Feststellung des Sachverhalts. Sie muss vom Berufungsgericht zugelassen werden oder kann bei grundsätzlicher Bedeutung der Rechtssache vom Bundesarbeitsgericht angenommen werden. Die Revision ist in den §§ 542-566 ZPO geregelt und stellt die dritte und letzte Instanz im Arbeitsgerichtsprozess dar.
Beispiel: Im vorliegenden Fall wurde die Revision nicht zugelassen, was bedeutet, dass die Klägerin das Urteil des Landesarbeitsgerichts nicht mehr beim Bundesarbeitsgericht anfechten kann.
Wiedereinstellungsangebot
Ein Wiedereinstellungsangebot ist ein Anspruch eines ehemaligen Arbeitnehmers auf bevorzugte Berücksichtigung bei der Neubesetzung einer vergleichbaren Position im Unternehmen. Dieser Anspruch kann sich aus besonderen vertraglichen Vereinbarungen, tarifvertraglichen Regelungen oder aus Treu und Glauben (§ 242 BGB) ergeben, insbesondere wenn der Wegfall des Arbeitsplatzes nur vorübergehend war.
Beispiel: Eine Arbeitnehmerin, deren Arbeitsverhältnis aufgrund einer auflösenden Bedingung geendet hat, bietet dem früheren Arbeitgeber an, sie bei einer neu zu besetzenden Position wieder einzustellen, und beruft sich auf einen entsprechenden Anspruch.
Wichtige Rechtsgrundlagen
- Kündigungsschutzgesetz (KSchG): Das Kündigungsschutzgesetz schützt Arbeitnehmer vor ungerechtfertigten Kündigungen. Es bestimmt, unter welchen Voraussetzungen eine Kündigung sozial gerechtfertigt ist und somit wirksam sein kann. | Bedeutung im vorliegenden Fall: Hier geht es um die Frage, ob die im Änderungsvertrag vereinbarte „bedingte Aufhebung“ des Arbeitsverhältnisses einer Kündigung gleichkommt und ob diese den Anforderungen des Kündigungsschutzgesetzes genügt.
- Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) – Auslegung von Verträgen (§§ 133, 157 BGB): Verträge sind so auszulegen, wie die Parteien sie nach Treu und Glauben unter Berücksichtigung der Verkehrssitte verstehen mussten. Zweifel bei der Auslegung gehen gemäß § 305c Abs. 2 BGB zulasten des Verwenders von Allgemeinen Geschäftsbedingungen. | Bedeutung im vorliegenden Fall: Der Änderungsvertrag und insbesondere die Klausel zur bedingten Aufhebung müssen ausgelegt werden, um den tatsächlichen Willen der Parteien und die rechtliche Bedeutung der Vereinbarung zu ermitteln.
- Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) – Beendigung von Arbeitsverhältnissen (§ 620 BGB): Ein Arbeitsverhältnis kann durch Ablauf einer vereinbarten Zeit oder durch Kündigung beendet werden. Auch Aufhebungsverträge sind eine Möglichkeit, ein Arbeitsverhältnis im Einvernehmen zu beenden. | Bedeutung im vorliegenden Fall: Es ist zu prüfen, ob die „bedingte Aufhebung“ im Änderungsvertrag als eine zulässige Beendigungsform des Arbeitsverhältnisses anzusehen ist und ob sie den gesetzlichen Vorgaben entspricht, insbesondere im Hinblick auf den Schutz des Arbeitnehmers.
Das vorliegende Urteil
Thüringer Landesarbeitsgericht – Az.: 4 Sa 183/23 – Urteil vom 28.08.2024
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